Seven Courtyards (Yedi Avlu)
Der neue von der NordMedia geförderte Film von Semir Arslanyürek
2009
Film
TR 2009, 120min.
Synopsis
In der Altstadt von Antakya hat jedes Haus einen Innenhof. Sie sind durch hohe Mauern von der Strasse getrennt, ihre Türen stets geschlossen... Die Bewohner sind Türken, Araber, Christen, Juden, Armenen, Nestorianer, Griechen, Alaviten und Sunniten ... In jedem Hof wird eine andere Sprache gesprochen.
Eleni ist eine 27-Jahre alte Griechin. Obwohl eine schöne Frau, lässt sie sich seit ein paar Jahren äußerlich gehen. Sie hat drei Töchter – neun, sieben und fünf Jahre... Seit dem Tod ihres arabisch-alawitischen Mannes, wird sie sowohl von Ihren eigenen Leuten aus der Griechischen Gemeinde, als auch von ihren Nachbarn verstoßen. Vor allem die ehemaligen Freundinnen wollen mit Eleni nichts mehr zu tun haben, aus Angst davor, sie könne ihren Ehemännern gefährlich werden. So fristet sie ein Leben wie eine Gefangene in ihrem Hof. Um mit den Menschen in Kontakt zu kommen, erfindet Eleni jeden Abend eine neue Geschichte und beginnt sieben Höfe in ihrer Nachbarschaft aufzusuchen. Diesmal brauche sie ein Stück Zitrone für die Suppe ihrer jüngsten Tochter. Als sie, der Reihe nach an jedem der sieben Höfe anklopft und nach einer umfassend vorgetragenen Geschichte, um das Stück Zitrone bittet, verwehrt man es ihr, schließt die Tür vor ihrer Nase. Jedes mal kommt sie in einem unpassenden Moment, denn in jedem der sieben Höfe sind die Bewohner mit ihren eigenen Problemen befasst...
In dem ersten Hof spielen fünf ehemalige Sozialisten aus der 68’er Bewegung Karten und versuchen die Frage zu erörtern, warum man es bisher in der Türkei nicht geschafft hat, eine kommunistische Revolution zu verwirklichen. Die Diskussion gestaltet sich mit der Zeit immer lauter und hitziger. Die fünf Männer werden von der jungen Türkin Arzu bedient...
In dem zweiten Hof wohnt eine armenische Familie. Vater und Sohn streiten sich heftig, weil der Vater vom Sohn verlangt, er solle endlich anfangen zu arbeiten. Der Sohn wiederum will, dass der Vater ihn sobald wie möglich verheiratet. In dem Handgemenge das entsteht, ohrfeigt der Sohn seine Schwester, die sich ungefragt eingemischt hatte - der Vater den Sohn. Die Mutter fällt in Ohnmacht. Am Ende versucht der Sohn sich zu erhängen. Der Vater zapft etwas Benzin aus einem Motorradtank und versucht das ganze Haus anzuzünden...
In dem dritten Hof begeht gerade eine kurdische Familie ein Festmahl. Vorher aber hat man den betrunkenen Vater an einen Baum gefesselt, damit er niemandem ein Leid antut. Nun sitzt er an seinem Baum und bedenkt seine gesamte Familie mit wilden Flüchen und Beschimpfungen. Die Familienmitglieder ignorieren ihn. Seine Frau und seine Töchter vollführen vor ihm sogar einen provokanten Bauchtanz...
In dem vierten Hof gräbt ein arabisches kinderloses Ehepaar nach einem Schatz. Während einer Pause verkündet Yusuf seiner Frau Meryem, er werde sofort nach einer fruchtbaren Frau Ausschau halten, wenn sie den Schatz gefunden haben. Als Meryem die Pläne ihres Ehemannes hört, fängt sie an, den Schatz zu verfluchen. Sie hört erst auf, als sie eine Tracht Prügel von ihrem Ehemann Yusuf bezieht. Yusuf gräbt weiter und findet ein Tongefäß. Um an den Inhalt heran zu kommen, schlägt das Paar voller Freude das Gefäß kaputt, da kommt eine Kindermumie zum Vorschein.
In dem fünften Hof lebt eine nestorianische Familie. Zu dem kranken Antuan wird ein Heiler gerufen. Dieser versucht ihn zu heilen, indem er gemeinsam mit seinem Assistenten Szenen von Cervantes’ Don Quichote nachspielt. Das Stück wird in Ladino aufgeführt und soll Antuan zum Lachen bringen und so den Kranken heilen...
Im sechsten Hof lebt der jüdische Juwelier Azra. Da Azra, unter den noch verbliebenen 70 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Antakyas, keine passende Frau gefunden hatte, heiratete er kürzlich die taubstumme Türkin Selma. Nun muss er ständig mit seiner Mutter Madame Rosa diskutieren, da sie eine Heirat des Sohnes mit einer Nichtjüdin auf gar keinen Fall akzeptieren will. An diesem Abend haben sich Azra und Selma gestritten, weil Azra sich auch zuhause lieber mit der Arbeit beschäftigt, als mit seiner jungen, schönen Frau. Nachdem sie von Azra angeschrien wird, klettert Selma im halbnackten Zustand auf einen Baum im Hof und bleibt erst mal da oben...
Mitten im siebenten Hof sehen wir einen S-Klasse Mercedes. Es scheint schleierhaft, wie das Auto hier platziert worden ist. Der Wagen gehört dem Türken Tahir und seiner Frau Zehra. Tahir ist zwar geistig minder bemittelt, ist aber der Spross einer der reichsten Familien der Region. Auch seine Frau ist nicht ganz „Helle.“ Wie an jedem Abend zieht sich das Pärchen die besten Kleider an, steigt in den Wagen und macht eine imaginäre „Spazierfahrt aufs Land.“ Irgendwann „hält“ Tahir den Wagen an einer einsamen Stelle an und das Pärchen fällt erregt übereinander her, um sich im Auto zu lieben...
Auch an diesem Abend wird Eleni von allen abgewiesen. Als sie wieder nach Hause kommt, sieht sie ihre drei Töchter, die bereits am Esstisch eingeschlafen sind. Auf dem Esstisch sind die noch sauberen Suppenteller, der Suppentopf und eine Schale mit ein paar Zitronenscheiben drin. Traurig beobachtet sie noch ein wenig die Szene. Dann geht sie in eines der Zimmer im Haus, betrachtet lange das schwarz gerahmte Bild ihres verstorbenen Mannes...
Eleni befindet sich jetzt in einer Art Höhle im Keller ihres Hauses. In dem Raum befindet sich ein als Altar gestalteter Platz. Hier hängt eine Ikone der „weinenden Maria.“ Eleni nimmt sich sieben Kerzen aus einer Schublade, zündet sie nacheinander an, stellt sie vor der Ikone auf. Während sie weint, fragt Eleni die Mutter Gottes, warum die Menschen so grausam zueinander sein müssen...